Was Ist Eine Gewichtsdecke? – Ratgeber Gewichtsdecke: Alles Was Du wissen musst
Was ist eine Gewichtsdecke?
Gewichtsdecken sind spezielle Decken, die mit zusätzlichem Gewicht versehen sind und auch unter den Bezeichnungen Schwerkraftdecken, gewichtete Decken oder Therapiedeckenbekannt sind. Sie üben einen gleichmäßigen Druck auf den gesamten Körper aus und wiegen typischerweise zwischen 3,0 und 12,0 kg. Das empfohlene Gewicht einer Gewichtsdeckebeträgt etwa 10% des Körpergewichts des Nutzers.
Die Füllung einer Gewichtsdecke besteht häufig aus Glasperlen, Plastikgranulat oder Metallkügelchen. Alternativ können auch natürliche Materialien wie Bio-Hirseschalen verwendet werden, die besonders anschmiegsam, weich und atmungsaktiv sind. Diese Materialien werden in speziell eingenähte Kammern gefüllt, um eine gleichmäßige Gewichtsverteilung zu gewährleisten. Dadurch entsteht die charakteristische sanfte, beruhigende Druckwirkung auf den Körper.
Der gleichmäßige Druck, den Gewichtsdecken ausüben, soll zur sogenannten Tiefendruckstimulation (Deep Pressure Stimulation, DPS) führen. Durch diesen tiefen Druck soll eine therapeutische Wirkung erzielt werden: Er kann dazu beitragen, die Herzfrequenz zu senken und die Atmung zu verlangsamen, was letztendlich Körper und Geist entspannen soll.
Historisch betrachtet stammen Gewichtsdecken aus dem therapeutischen Umfeld. Das Prinzip, dass gleichmäßiger, deutlicher Druck auf den ganzen Körper beruhigend wirken kann, wurde in den 1970er Jahren entdeckt und zunächst in der Autismus- und Verhaltenstherapie eingesetzt. Die amerikanische Autistin Temple Grandin entwickelte damals eine „Hug Box“ (Umarmungsbox), nachdem sie beobachtet hatte, dass Kühe in engen Boxen ruhiger wurden.
Heutzutage werden Gewichtsdecken als potenzielle Hilfsmittel bei verschiedenen Zuständen beworben, insbesondere bei Schlafstörungen, von denen laut Studien etwa jeder dritte Deutsche betroffen ist. Außerdem werden sie oft bei der Therapie von Entwicklungsstörungen wie ADHS, Autismus oder dem Asperger-Syndrom eingesetzt. Die wissenschaftliche Evidenz für die beworbenen Wirkungen ist allerdings begrenzt und teilweise widersprüchlich.
Die Gewichtsdecke wirkt durch ihre umhüllende Eigenschaft, die mit einer sanften Umarmung verglichen werden kann. Unter einer solchen Decke zu liegen, soll sich wie eine kräftige, aber angenehme Umarmung anfühlen.
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Wie funktioniert eine Gewichtsdecke?
Das Wirkprinzip einer Gewichtsdecke basiert auf der tiefen Druckstimulation (Deep Pressure Stimulation, DPS), die durch das gleichmäßig verteilte Gewicht auf den Körper ausgeübt wird. Dieser sanfte, konstante Druck aktiviert das vegetative Nervensystem und löst eine Reihe von physiologischen Reaktionen aus.
Der gleichmäßige Druck der Gewichtsdecke regt die Ausschüttung verschiedener Hormone an. Zunächst wird vermehrt Oxytocin, das sogenannte „Kuschelhormon“, produziert. Dieses Hormon reduziert Ängste und grübelnde Gedanken und vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit. Gleichzeitig steigt die Produktion von Serotonin und Endorphinen, die beide zur Entspannung beitragen. Serotonin spielt außerdem eine wichtige Rolle beim Einschlafen und dem Übergang in den Tiefschlaf sowie den REM-Schlaf.
Die erhöhte Serotoninausschüttung führt wiederum zu einer vermehrten Produktion von Melatonin, dem Schlafhormon, das für einen gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus unerlässlich ist. Somit wird durch die Gewichtsdecke ein biochemischer Kreislauf in Gang gesetzt, der das Einschlafen erleichtert und die Schlafqualität verbessert. Die Zeit im wichtigen Tiefschlaf wird dank einer Gewichtsdecke somit erhöht.
Für die optimale Wirkung einer Gewichtsdecke ist die richtige Gewichtswahl entscheidend. Fachleute empfehlen, dass das Gewicht etwa 10% des eigenen Körpergewichts betragen sollte. Bei zu schwerem Gewicht könnte der Effekt kontraproduktiv sein und zu Unwohlsein führen.
Der Tiefendruck hat außerdem eine schmerzlindernde Wirkung. Die vermehrte Ausschüttung von Endorphinen kann bei chronischen Schmerzen wie Fibromyalgie oder Arthritis besonders hilfreich sein. Beobachtungen zeigen, dass der Schmerz durch die Gewichtsdecke auf mehrere Körperbereiche verteilt wird, anstatt sich an einer Stelle zu kumulieren.
Welche Vorteile bietet eine Gewichtsdecke?
Besserer Schlaf
Gewichtsdecken fördern die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Eine Studie mit 26 Freiwilligen ergab, dass unter einer Gewichtsdecke der Melatoninspiegel im Speichel um etwa 32% anstieg. Die gleichmäßige Druckwirkung verringert außerdem nächtliche Bewegungen und sorgt für eine stabilere Schlafposition. Der tiefere und erholsamere Schlaf resultiert aus der Aktivierung des parasympathischen Nervensystems, das für die Entspannung des Körpers verantwortlich ist.
Stressabbau
Der gleichmäßig verteilte Druck der Gewichtsdecke senkt nachweislich den Cortisolspiegel im Körper. Cortisol, das primäre Stresshormon, wird durch den Tiefendruck reduziert, während gleichzeitig beruhigende Botenstoffe freigesetzt werden. Dieser Effekt ähnelt einer beruhigenden Umarmung und vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Besonders für Personen mit innerer Unruhe oder Anspannungszuständen bieten Gewichtsdecken eine nicht-medikamentöse Unterstützung.
Stimmungsaufhellung
Die therapeutische Wirkung auf die Stimmung basiert auf der erhöhten Produktion von Serotonin, dem sogenannten „Glückshormon“. Ebenso wird die Ausschüttung von Oxytocin und Dopamin gefördert, die beide das allgemeine Wohlbefinden verbessern. Diese hormonellen Veränderungen können bei der Bewältigung von saisonalen depressiven Verstimmungen unterstützen, die bei etwa 59% der Deutschen in der dunklen Jahreszeit auftreten. Dadurch eignen sich Gewichtsdecken auch als ergänzende Maßnahme bei der Behandlung von Depressionen.
Linderung von Schlafstörungen
Bei Menschen mit diagnostizierten Schlafstörungen zeigen Gewichtsdecken besonders positive Effekte. In einer klinischen Studie war die Wahrscheinlichkeit, Schlaflosigkeit um die Hälfte zu reduzieren, bei Nutzern von Gewichtsdecken 26-mal höher im Vergleich zur Kontrollgruppe. Auch bei Patienten mit Angstzuständen, ADHS, posttraumatischen Belastungsstörungen und chronischen Schmerzen wurden Verbesserungen dokumentiert. Eine weitere Untersuchung konnte eine signifikante Reduktion bei der Verschreibung von Schlafmedikamenten um 3,3% nachweisen. Besonders bei Patienten mit psychiatrischen Grunderkrankungen werden Gewichtsdecken mittlerweile häufig verschrieben – allein in Stockholm erhalten jährlich etwa 2700 Erwachsene in psychiatrischer Behandlung eine Gewichtsdecke.
Wie verwendet man eine Gewichtsdecke richtig?
Die richtige Anwendung einer Gewichtsdecke erfordert eine schrittweise Eingewöhnung, da sich der Körper zunächst an das zusätzliche Gewicht gewöhnen muss. Fachleute empfehlen einen strukturierten Ansatz, um die maximale Wirkung zu erzielen und dabei ein angenehmes Erlebnis zu gewährleisten.
Einstieg mit kurzen Sitzungen
Der erste Kontakt mit einer Gewichtsdecke sollte behutsam erfolgen. Experten raten, mit kurzen Sitzungen von etwa 15 Minuten täglich zu beginnen. Dies ermöglicht dem Körper, sich allmählich an die neue Erfahrung zu gewöhnen. Platzieren Sie die Decke anfangs auf dem Sofa und beobachten Sie, wie Ihr Körper auf den Druck reagiert. Diese ersten Kennenlernphasen sind entscheidend, um festzustellen, ob das gewählte Gewicht angemessen ist. Die Gewichtsdecke sollte sich angenehm anfühlen und nicht als Last wahrgenommen werden. Für Kinder gelten besondere Regeln – hier sollte die tägliche Nutzungsdauer 20-30 Minuten nicht überschreiten.
Langsame Steigerung der Nutzungsdauer
Nach den ersten Tagen der Gewöhnung sollte die Nutzungszeit schrittweise erhöht werden. Zwischen Tag 3 und 7 kann die Anwendungsdauer auf etwa eine Stunde täglich ausgedehnt werden. Diese Zeit kann für einen entspannenden Mittagsschlaf oder eine gemütliche Lesestunde auf der Couch genutzt werden. In der zweiten Woche können Sie die Gewichtsdecke bereits 2-3 Stunden täglich genießen. Bei diesem Prozess ist es wichtig, auf die Signale des Körpers zu achten und die Steigerung individuell anzupassen. Manche Menschen gewöhnen sich schneller an das Gefühl, während andere mehr Zeit benötigen. Die Eingewöhnungsphase kann von einem Abend bis zu 14 Tage dauern.
Nutzung in der Nacht
Frühestens ab der dritten Woche, nachdem sich der Körper ausreichend an das Gewicht gewöhnt hat, kann die Gewichtsdecke für die gesamte Nacht verwendet werden. Bei der ersten Nachtanwendung ist es ratsam, eine herkömmliche Bettdecke bereitzulegen, um bei Bedarf wechseln zu können. Das Schlafen unter einer Gewichtsdecke kann die Schlafqualität deutlich verbessern, indem sie für längere Tiefschlafphasen und weniger nächtliche Unruhe sorgt. Die optimale Wirkung einer Gewichtsdecke entfaltet sich oft erst bei konsequenter Nutzung über mindestens 2-3 Wochen. Sollte mit der Zeit ein Gewöhnungseffekt eintreten, empfehlen Experten, die Decke für einige Nächte aus dem Schlafzimmer zu verbannen, woraufhin der spürbare Effekt wieder eintreten sollte.
Wie wählt man die passende Gewichtsdecke aus?
Bei der Auswahl einer Gewichtsdecke spielen mehrere Faktoren eine entscheidende Rolle, um die optimale therapeutische Wirkung zu erzielen. Die richtige Kombination aus Gewicht, Größe und Material ist dabei ausschlaggebend für den individuellen Nutzen.
Das richtige Gewicht finden
Für die optimale Wirkung einer Gewichtsdecke gilt als Faustregel, dass das Gewicht etwa 10-15% des eigenen Körpergewichts betragen sollte. Grundsätzlich empfehlen sich folgende Gewichtsklassen: Bei einem Körpergewicht von 40-50 kg eine 5 kg schwere Decke, bei 50-65 kg eine 6-7 kg schwere Decke, bei 65-80 kg eine 8-9 kg schwere Decke, bei 80-90 kg eine 10-12 kg schwere Decke und bei über 90 kg eine Decke mit 13 kg oder mehr. Für Erstnutzer ist ein Gewicht von 10% des Körpergewichts empfehlenswert. Bei schweren Schlafstörungen, starker Unruhe oder Angstzuständen kann allerdings eine schwerere Decke (15-20% des Körpergewichts) sinnvoll sein. Hingegen sollten Menschen mit Gelenkbeschwerden oder Rückenproblemen eher zu leichteren Varianten greifen.
Größe und Maße beachten
Die Größe einer Gewichtsdecke sollte die Maße des Bettes nicht überschreiten. Standardgrößen für Erwachsene liegen meist bei 150×210 cm. Falls eine übergroße Decke gewählt wird, empfiehlt sich entsprechend mehr Gewicht, damit die therapeutische Wirkung nicht verloren geht. Für Kinder gelten besondere Größenempfehlungen basierend auf der Körpergröße, wobei die Gewichtung anders berechnet wird als bei Erwachsenen, da sich das Gewicht auf einer kleineren Körperoberfläche verteilt.
Material und Füllung vergleichen
Die Füllung einer Gewichtsdecke besteht häufig aus Glasperlen, die qualitativ hochwertiger als Plastikperlen sind und zur Atmungsaktivität beitragen. Alternativ werden auch natürliche Materialien wie Bio-Hirseschalen verwendet, die besonders anschmiegsam und nachhaltig sind. Bei der Konstruktion ist die Größe der eingenähten Kammern entscheidend – kleinere Nähte von etwa 5×5 cm sorgen für eine dauerhaft gleichmäßige Gewichtsverteilung und verhindern das Verrutschen der Füllung. Der Bezugsstoff sollte weich, atmungsaktiv und strapazierfähig sein, wobei Baumwolle diese Eigenschaften am besten vereint.
Mit oder ohne Bezug?
Die Verwendung eines Bezugs ist generell ratsam, da er die Reinigung erheblich erleichtert. Normalerweise genügt regelmäßiges Lüften zur Pflege der Gewichtsdecke, wenn ein Bezug verwendet wird. Spezielle Bettdeckenbezüge mit Befestigungsbändern können verhindern, dass die schwere Decke im Bezug verrutscht. Alternativ lassen sich auch gewöhnliche Bettbezüge verwenden, wobei hier die Decke leichter verrutschen kann. Bei der Reinigung sollte beachtet werden, dass eine chemische Reinigung empfohlen wird oder ein schonendes Waschprogramm bei 60 Grad mit niedriger Schleuderdrehzahl, sofern die Kapazität der Waschmaschine ausreicht.
Wie pflegt man eine Gewichtsdecke?
Die richtige Pflege einer Gewichtsdecke trägt entscheidend zu ihrer Langlebigkeit und Wirksamkeit bei. Eine sachgerechte Reinigung und Lagerung erhält die Funktionalität und das angenehme Gefühl dieser speziellen Decken über viele Jahre hinweg.
Regelmäßiges Lüften
Gewichtsdecken benötigen eine kontinuierliche Belüftung, damit sich die enthaltenen Materialien regenerieren können. Dieser einfache Pflegeschritt hilft zudem, unangenehme Gerüche zu reduzieren und die Frische der Decke zu bewahren. Hängen Sie die Decke dafür an einem gut belüfteten Ort auf oder legen Sie sie auf eine flache Oberfläche. Alternativ empfehlen manche Hersteller, die Decke bei Minusgraden dem Frost auszusetzen, um Bakterien und Milben effektiv zu beseitigen. Regelmäßiges Ausschütteln entfernt zusätzlich Staub und Ablagerungen, die sich auf der Oberfläche ansammeln können.
Waschanleitung beachten
Vor der Reinigung sollte stets das Pflegeetikett konsultiert werden, da verschiedene Modelle unterschiedliche Anforderungen haben. Die meisten Gewichtsdecken sind bei 30°C im Schonwaschgang waschbar. Verwenden Sie ausschließlich milde Waschmittel und verzichten Sie auf Weichspüler sowie Bleichmittel, da diese die Materialien beschädigen können. Überprüfen Sie unbedingt das maximale Fassungsvermögen Ihrer Waschmaschine. Falls Ihre Gewichtsdecke schwerer ist als die empfohlene Maximalkapazität, können Sie einen SB-Waschsalon aufsuchen, wo der Waschvorgang etwa 20 Minuten dauert. Bei Decken mit abnehmbarem Bezug muss oftmals nur dieser gereinigt werden, was den Pflegeaufwand erheblich reduziert.
Trocknung und Lagerung
Nach der Reinigung ist die korrekte Trocknung entscheidend. Vermeiden Sie den Wäschetrockner, außer wenn dies explizit vom Hersteller empfohlen wird. Die Hitze könnte sonst die inneren Gewichte beschädigen. Legen Sie die Decke stattdessen flach auf einen Wäscheständer oder Handtücher und vermeiden Sie das Aufhängen an Leinen, um eine schiefe Gewichtsverteilung zu verhindern. Drehen Sie die Decke stündlich für eine gleichmäßige Trocknung. Stellen Sie sicher, dass die Gewichtsdecke vollständig trocken ist, bevor Sie sie wieder verwenden oder aufbewahren, um Schimmelbildung und unangenehme Gerüche zu vermeiden. Bewahren Sie die Decke anschließend an einem sauberen, trockenen Ort auf, geschützt vor Staub und Feuchtigkeit. Falls vorhanden, kann die beigefügte Aufbewahrungstasche für eine praktische Verstauung und den Transport genutzt werden.
